Geschichte:

„ Wein schmeckt nicht!“ Obwohl ich einer Winzerfamilie entstamme, war dies von Geburt an meine finale Aussage zu diesem Thema. Die Aussage eines Ahnungslosen bis zu jenem Sommerabend 1998 auf einem Weinfest......
Ich saß mit Freunden zusammen an einem Tisch, als sich ein mir damals noch eher flüchtig Bekannter zu uns gesellte. Er saß da, sagte kein Wort und hörte interessiert unserer Unterhaltung zu. Inmitten einer kurzen Gesprächspause forderte er uns auf den Inhalt unserer Gläser unter den Tisch zu kippen - also auszuleeren!

 

Da mir der Wein, den ich zu diesem Zeitpunkt noch im Glas hatte, sowieso nicht schmeckte folgte ich etwas kritisch seiner seltsamen Anweisung.
Der freundliche Bekannte zog aus seinem Rucksack eine Flasche Rotwein, öffnete diese und verteilte gleichmäßig. Wir waren sieben Personen am Tisch, ich dürfte also etwa 0,1 abbekommen haben...doch dieser kleine Schluck veränderte mein Leben!
Aus dem Glas strömte ein Duft wie ich ihn noch nie zuvor von einem Wein vernommen hatte! Ein Duft der sich auch im Geschmack wiederfand! Irgendwie Vanilleeis mit Schokoladensoße und konzentrierter dunkler Frucht - oder so ähnlich - war mein erster Eindruck.

 

Das ist Wein?? “ Es war Wein - Bordeaux! ( Leider weiß ich nicht mehr welcher.....)
Die (Ver/) Bewunderung strahlte mir aus dem Gesicht und der freundliche Bekannte sagte: “Oh je, ich glaub ich muss euch alle nächste Woche zum Essen einladen, um euren kulinarischen Horizont etwas zu erweitern!“ Dort servierte man mir mein erstes 3-Gänge Menü mit korrespondierenden Weinen. Ich war infiziert!
Am darauf folgenden Tag besuchte ich die besten Weinhandlungen Aschaffenburgs, deckte mich dort ordentlich ein, kaufte auf dem Rückweg gleich ein Kochbuch und rüstete mein Küchenequipment auf, das zu jener Zeit lediglich aus einem Topf und einer Pfanne bestand. Ich rodete einen Teil meines Gartens und pflanzte fünfzig Spätburgunderstöcke.

 

Es begann eine großartige Zeit!

 

 

 

Bereits 2001 ergänzte ich meine neue Leidenschaft durch eine Ausbildung zum Koch, die ich 2003 mit Auszeichnung abgeschlossen habe.

 

Von November 2008 bis März 2010 folgte endlich die Teilnahme an einem staatlichen Bildungsprogramm für Nebenerwerbswinzer. Parallel hierzu die Anschaffung von Rebflächen in bester Lage am „Klingenberger Schlossberg“.
Ich habe in den vergangenen Jahren viele Publikationen und Bücher über Wein gelesen, war an unzähligen Verkostungen beteiligt und habe mich durch alle bedeutenden Weinbaugebiete der Erde getrunken. Mal mehr mal weniger, mal nur ansatzweise oder gar nur schluckweise.

 

Große Namen und große Flaschen, Sternstunden und Enttäuschungen. Ich konnte Eindrücke sammeln und mir meine Meinung bilden. Aber nie mehr in meinem Leben hatte ich einen solch nachhaltigen Eindruck von einem Wein wie von diesem Bordeaux im Sommer 1998.

 

Ein wahres Schlüsselerlebnis!